Heimatmuseum
Interview mit drei Macherinnen des Heimatmuseums Lunow

Melitta Wendt
Der Aufbau unseres Heimatmuseum Lunow war die Idee von unserem vorigen Pfarrer Berg. Der fragte mich, ob ich mir vorstellen kann, ein Museum aufzubauen. Ich habe sofort Ja gesagt. Und er: „Aber Sie müssen auch die Leitung übernehmen, bekommen aber nicht mehr Geld.“ – „Ich mach’s trotzdem“, habe ich gesagt.
Am 1.12.1996 begann der Aufbau mit fünf Frauen und einem Mann als ABM-Maßnahme. Zuerst sind wir in neu gegründete Museen gefahren und haben uns informiert, wie man das macht, Inventarbücher, Einrichtungen und solche Sachen. Wir haben ein Schreiben für die Tageszeitungen formuliert, in dem wir die Leute um Mithilfe beim Aufbau des Museum gebeten haben.
Dann warteten wir eine ganze Weile, es kam aber nichts. Also sind wir zu den Leuten hingegangen und haben sie gefragt, ob sie den Zettel nicht gekriegt haben, der in der Zeitung war. Doch, sagten die, aber wir haben uns gesagt, wenn die was wollen, können sie kommen und nicht einfach einen Zettel in den Postkasten rinknütern.
Und fast alle Menschen waren bereitwillig, haben uns Bilder, Urkunden, Gegenstände für Viehwirtschaft, Feldwirtschaft, Hauswirtschaft gegeben, alles, was man sich vorstellen kann, auch ganz alte Schulbücher von ungefähr 1850. Wir haben alles da unten im Garten saubergemacht und mit Öl-Essiggemisch bearbeitet, damit das Hochglanz war und kein Wurm mehr reinkommen sollte.
Am 6. Oktober 1997 wurde das Heimatmuseum Lunow eingeweiht. Da sah es noch etwas kläglich aus. Aber dann kamen immer mehr Ausstellungsstücke dazu und wir wussten kaum noch, wie wir alles unterkriegen sollten. Am 16. Mai 1999 haben wir den Verein gegründet. Da hatten wir 49 Mitglieder. Pfarrer Berg hat uns sehr unterstützt, denn mit den schriftlichen Sachen waren wir ja nicht so vertraut. Der Verein wurde dann immer belebter und das Interesse immer größer.


Kathrin Kluge
Seit 1998 wohnen meine Familie und ich wieder hier in Lunow und sind auch seitdem im Verein. 2020 wurde ich gefragt, ob ich bereit wäre, im Vorstand mitzuarbeiten, erstmal nur im erweiterten. Im Laufe der Zeit wurde ich Schriftführerin, bin seit ein paar Jahren im Vorstand und jetzt auch stellvertretende Vorsitzende. Seit 2024 bin ich Pensionärin. Also habe ich für das Heimatmuseum Lunow jetzt auch mehr Zeit, kann mich mehr einbringen. Wir haben immer Samstag/Sonntag von 14 bis 18 Uhr bzw. von 15 bis 17 Uhr geöffnet.
Wenn am Wochenende die Radfahrer vom Oderdamm oder auch die Autofahrer hier im Café Goldrand sind, dann sind sie auch gern im Museum gesehen. Wir machen Veranstaltungen, zum Beispiel am Hölzchensee Kaffeetrinken. Wir nehmen am Erntefest teil mit einem Wagen, organisieren eine Fahrt pro Jahr. Dieses Jahr wollen wir uns in Potsdam Kulturhistorisches angucken.
Antje Hagedorf
Die Idee mit den doppelten Straßenschildern kam durch unsere Heimatverbundenheit mit dem Luunschen Platt. Wir haben uns bei der Emaillierwerkstatt in Angermünde erkundigt, was das kostet, zwischen 80 und 140 €, und haben dann erst den Auftrag fürs halbe Dorf gegeben. Es gibt hier sogar Leute, die sagen, wir bezahlen unser Straßenschild selber, braucht der Heimatverein nicht zu bezahlen. Wir haben ja auch das neue Ortsschild, da haben wir mit der Schule und dem Kindergarten auch schon mal Programm gemacht.
Ich bin verantwortlich dafür, Feste und Feiern zu dekorieren, den Tisch zu decken, für Geschichten und Vorlesen und kleine Kartengrüße den Leuten, die ich nett finde, einzustecken. Auch unser Bellinchentreffen, wo immer noch alte Flüchtlinge dabei sind, mache ich. Dafür habe ich alte Spiele von früher rausgesucht und überlegt, was man als Kind so gespielt hat. Das ist mein Part.


Weitere Fragen ans Team
– Ist Heimat für euch hier gar nicht so ganz eng die Heimat Lunow, sondern – weil ihr auch woanders hingeht oder fahrt – ist es ein erweiterter Heimatbegriff?
Wir sind schon sehr heimatverbunden, aber wir wollen ja auch sehen und erleben, was andere machen. Wir sind auch verbunden mit den Hohensaatenern, die kommen uns besuchen, wir gehen zum Geogarten, wenn Stolzenhagen was macht.
Und wir sind Ortschronisten, dadurch sind wir auch mit anderen Dörfern verbunden.
Zum Museum ist noch zu sagen, es handelt sich um ein Kirchenmuseum, es ist nicht dem Heimatverein unterstellt. Der Pfarrer hat es initiiert. Ohne Museum gäbe es keinen Heimatverein.
Wie kann man verhindern, dass die ganze Arbeit mit euch ausstirbt?
Wir müssen versuchen, junge Leute nachzuziehen. Wir haben auch immer wieder neue Mitglieder, die aus Zeitmangel nicht zu den Veranstaltungen kommen können. Es gibt ja junge Leute hier im Ort, die auch hier arbeiten, aber die haben Familie, die Männer sind oft auf Montage, die haben Haus und Grundstück. Zum Glück ist das Schöne, dass die jungen Leute hier in Lunow oft auch Häuser haben. Es ist gut, wenn jemand die alten Häuser saniert und hier wohnt, aber besonders freuen wir uns, wenn unsere jungen Leute hier die Häuser übernehmen.