Schützenverein Stolzenhagen

Interview mit Vereinsmitgliedgliedern

In Kürze sehen Sie hier einen Videoclip des Vereins!

Schützenverein Stolzenhagen Warnschild

Wilfried Holl

Ich bin seit 2006 Mitglied im Verein. In meiner Jugendzeit war ich Pistolenschütze­, habe mit Schnellfeuer geschossen, war auch mal Bezirksmeister. Zehn Jahre war ich Übungsleiter im Luftgewehrbereich.

– Warum sind die Leute hier im Schützenverein, schießen die gerne, sind die angehende Jäger?

– Wir haben hier zwar den einen oder anderen, der auch zur Jagd geht, aber die meisten aus der Gründungszeit, also kurz nach der Wende, haben sich gesagt: jetzt können wir, also wollen wir. Vorher war es ja doch sehr ausgesucht, wer eine Waffe in die Hand bekommen durfte. 1992 wurde also der Schützenverein gegründet und 1994 wurde mit den baulichen Anlagen begonnen, Stück für Stück, eine Anlage nach der anderen. Mit sehr viel Eigenleistung und sehr viel finanziellen Umlagen, die die einzelnen Mitglieder damals getragen haben.

– Bekommt man einen Waffenschein, wenn man Mitglied ist?

– Nicht automatisch. Um eine Waffenbesitzkarte zu bekommen, muss man eineinhalb Jahre Mitglied im Verein sein, muss seine regelmässigen Schießübungen nachweisen, braucht Zustimmung durch den Verein, also dass man sich dort ordnungsgemäß verhalten hat, und man braucht die staatliche Erlaubnis, Führungszeugnis und Unbedenklichkeitsbescheinigung.

– Wie wird man Schützenkönig?

– Da gibt es in jedem Verein andere Modalitäten. Bei uns wird Adlerschießen gemacht. Wir haben einen Adler, der aus verschiedenen Einzelteilen besteht, Rumpf, Flügel, Kopf, Steiß. Die Einzelteile werden miteinander verbunden, die Verbindungspunkte werden markiert und dann wird in Reihenfolge immer solange auf einen Punkt geschossen, bis dieses Teil abfällt. Zum Schluss wird auf die beiden Rumpfteile geschossen. Derjenige, der den Schuss abgibt, mit dem sich die beiden Rumpfteile trennen, der ist dann der Schützenkönig. Alle anderen, die vorher etwas abgeschossen haben, bekommen als Abzeichen das Teil, das sie erreicht haben.

Finanziell gesehen möchte man bei uns gern Schützenkönig werden, denn für jedes einzelne abgeschossene Teil zahlt man 10 €, der Schützenkönig leistet 30 €. In anderen Vereinen, gerade in den alten Bundesländern, muss man sich das leisten können, da ist man dann verpflichtet, ein ganzes Jahr bei Veranstaltungen Verpflegung und Getränke für den ganzen Verein zu finanzieren. Das ist bei uns ja schon wegen der Einkommensverhältnisse illusorisch, da gibt es vielleicht zwei, drei, die sich das leisten könnten, aber denen tut es dann wahrscheinlich auch wieder leid um das Geld.

Schützenverein Stolzenhagen: Adler

Schützenverein Stolzenhagen Lehrtafel

– Was kostet die Mitgliedschaft?

– Für Erwachsene pro Jahr insgesamt 135 €, für Kinder 37,50 € und für Jugendliche 85 € pro Jahr.

– Und wie oft ist Training?

– Der Trainingsplan wird immer für ein Jahr festgelegt, sodass in der Regel monatlich zwei Trainingstage für die allgemeinen Veinsmitglieder sind, meistens Samstag vormittag oder nachmittag oder Sonntag vormittag. Wir haben auch noch zwei andere Vereine, die sich bei uns mit einmieten, mit einem davon führen wir unseren Trainingsplan gemeinsam durch. Denn man braucht ja auch eine Aufsicht für den Trainingstag, die für Ordnung sorgt. Die Schützengilde Oderberg und der Schützenverein Brodowin haben sich mit eingemietet, Oderberg ist mitgliedermässig ungefähr so stark wie wir und Brodowin hat zwischen 13 und 15 Mitglieder.

– Geschichtlich gesehen: haben sich Schützenvereine aus Bürgerwehren weiterentwickelt?

– So könnte man es bezeichnen. Es gab ja immer mehr freie Städte, die nicht einem Fürsten unterstanden. Da wurden die freien Bürger, die Haus und Herd hatten, verpflichtet, sich zum Schutz zu rüsten und ihre Städte selbst zu verteidigen. Die ersten Schützenvereine im ehemaligen deutschen Reich römischer Nationen entstanden schon im 10., 11. Jahrhundert.

– Gibt es Verbindungen zu polnischen Schützenvereinen?

– In Polen gibt es so gut wie keine Schützenvereine. Die haben das anders strukturiert und organisiert. Im Bogensportbereich ist das etwas anders, Andreas (Siebler) ist öfters mal in Polen zu Wettkämpfen.

Andreas (Bogensport)

– Ich habe 2018 im Verein angefangen. Bogenschießen mache ich seit 1965 aktiv. Ab 1969 war ich Übungsleiter der Abteilung Bogensport bei der SSV PCK90, damals hieß sie noch „Einheit“ bzw. „Erdöl Schwedt“.

– Wie kriegt man die jungen Leute hierher?

– Das ist kompliziert. Viele können nicht immer zeitlich, beruflich, schulisch. Ich versuche, einmal in der Woche hierzusein und werde von Ortsvorsteherin Andrea Teichert insofern unterstützt, dass sie mir Schulklassen in den Ferien anbietet. Die Kinder sind mit Begeisterung dabei. Neben dem Bogenschießen müssen wir dann natürlich auch ein bisschen Sport und Spiel anbieten. Bogenschießen ist anders als Fußball, wo alle dem Ball hinterherrennen. Hier muss jeder individuell betreut werden und das müsste eigentlich sogar noch viel intensiver sein. Im Sommer haben wir hier einen guten Platz, aber für die Wintertrainingszeit ist noch einiges offen. Bogenschießen kann man ab 10 Jahren lernen. Wir haben auch Erwachsene dabei, insgesamt liegen wir mitgliedermässig im 10er Bereich. Der Männer/Frauenanteil ist etwa 5:1.

Schützenverein Stolzenhagen Bogensport
Schützenverein Stolzenhagen: Zielscheibe Schwein

Reiner Mey

Ich habe den Verein 1992 mitgegründet, betreibe den Schießsport und bin Jugendtrainer und Trainer für Langwaffen hauptsächlich. Wir haben die Anlage aufgebaut und als die in Betrieb war, ging es daran, eine Jugendgruppe aufzubauen. Die war einige Jahre sehr stabil, das ging auch bis zu den Landesmeisterschaften, sogar bis zu den deutschen Meisterschaften. Das Problem bei den Jugendlichen ist, dass sie zur Ausbildung, zur Lehre irgendwohin weit weg gehen und uns deshalb verlassen. Wir müssen dann versuchen, wieder Jugendliche nachzugewinnen, das ist schwierig momentan. In der Coronazeit wurde es ganz schwierig und hatte sich komplett aufgelöst. Uns ist es momentan leider noch nicht gelungen, Jugendliche wieder zu aktivieren, die den Schießsport gern betreiben möchten.

– Warum schießt man im Liegen?

– Man hat diese Disziplin ausgeguckt, dass man liegend schießen möchte. Es gibt noch die Möglichkeit, den Dreistellungskampf zu schießen, da fängt man mit dem Knieend-Anschlag an, dann kommt der Liegend-Anschlag und dann der Stehend-Anschlag, da werden jeweils 20 Schuss geschossen. Und beim Wettkampf 60 Schuss liegend werden eben 60 Schuss abgeschossen.

– Und was ist am schwersten?

– Das Stehend-Schießen, der Stehend-Anschlag. Da ist der Schwerpunkt oben, und je höher der Körperschwerpunkt beim Schießen ist, desto wackliger wird man. Je tiefer man den Schwerpunkt runterbringt, zum Beispiel ist er ja beim Liegend-Schießen dicht überm Boden, desto besser ist es.

– Und was kann man von den Punkten her erreichen?

– 600 von 600 wäre das Beste. Seit neuestem wird auch in Kommastelle geschossen, da geht der Schuss bis 10,9 und dann werden die Kommastellen addiert. Aber 600 von 600 ist schon mal nicht schlecht. Schaff ich nicht, weil ich ja nicht auf dem hohen Niveau schieße. Wir sind ja Hobbyschützen. Wenn man ernsthaft sportlich schießt, da geht das Problem dann los. Im Leistungssport geht es dann ums Material, in das man investieren muss, es geht also ins Geld. Da muss man dann für sich selbst sagen, nee, das wird mir zu teuer, mir eine Hightec-Waffe zu kaufen.

Schützenverein Stolzenhagen: Immaterielles Kulturerbe

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